Chronologischer Überblick


1263 Leschkirch wird unter dem Namen „Nogrech“ erstma­lig urkundlich erwähnt. König Stephan der Jüngere ver­leiht den Ort Jula dem Sohn des Bans Ladislaus. Diese Schenkung widerspricht dem Andreanum und konnte sich nicht durchsetzen. (Ub.l /90, Müller 1909/51) Der ungarische und lateinische Name, die beide „neue Kir­che“ bedeuten, haben wahrscheinlich über ein hypo­thetisches“ *Neukirch“ zum rumänischen Namen „No­crich“ geführt.

1349 Unter dem Namen „Leuskyrch“ wird der Leschkircher Stuhl zum ersten Mal erwähnt. Seine Vertreter, Gräf Nikolaus von Marpod und Gräf Syffridus von Alzen, nehmen an einer Versammlung der Hermannstädter Provinz der Sieben Stühle teil. (Ub. II/60)

1351 Zum Hermannstädter Kapitel gehören auch die Geist­lichen des Leschkircher Stuhles („in sede Löskirchen“). (Ub./1I 83)

1374 König Ludwig überträgt das Königsrichteramt von Lesch­kirchden Gräfen Hiendrich von Alzen und Salamon von Magarei. Allerdings dürfen sie den Gräfen Andreas von Mühlbach und Johann von Hermannstadt keine weitere Unterstützung gewähren. (Ub. II I 426)

1400 verleiht der König dem Grafen Hedrich II. von Alzen das Amt des Königsrichters des Leschkircher Stuhls.
(Schuller 1887/336)

1402 Im Hattertstreit zwischen Leschkirch und Marpod läßt Pleban Hermann von Heltau 22 Männer aus Marpod, Hochfeld, Eulenbach und Ziegenthal schwören, daß der strittige Teil des Harbachs immer zu Marpod gehört hat. (Ub.lll I 270)

1453 Johannes von Hunyad beauftragt den Rat von Hermannstadt, eine Gesandtschaft an den Woiwoden der Walachei zu schicken, um über die Schäden zu ver­handeln, die Untertanen von Fogarasch den Stühlen Schenk, Alzen und Reps durch Brandstiftung, Raub und Plünderung zugefügt haben. (Ub. V I 458)

1454 Der Erzbischof von Gran befiehlt, daß alle Geistlichen und Weltlichen im Leschkircher Stuhl die Monstran­zen, Kelche, Bücher, Bilder, Glocken und andere Ge­genstände, die sie aus verwüsteten Kirchen entwendet haben, an den Hermannstädter Bürgermeister Oswald abführen. (Ub. V I 458)

1459 verleiht König Matthias den Brüdern Michael und Ni­kolaus Gerendi das Königsrichteramt in Leschkirch. (Schuller 1887/339)

1468 Der Leschkircher Stuhl hat 6 Zahlhäuser und ist damit vor Broos der zweitkleinste Stuhl der Hermannstädter Provinz. (Quellen 1880/22)

1479 Die Leschkircher wählen Jakob von Meschen zum Königsrichter. Dagegen protestiert Jakob Gerendi von Alzen, der von dem Ternescher Grafen unterstützt wird. Es gelingt den Leschkirchern, von König Wladislaus II. die Bestätigung des gewählten Königsrichters zu erwir­ken. (Schuller 1887/340, 362-364)

1494 Mit 3 Zahlhäusern ist der Leschkircher Stuhl der klein­ste Stuhl der Hermannstädter Provinz. (Quellen 1880/159)

1496 Streit zwischen Vertretern der Familie Gerendi und Ver­tretern von Leschkirch und der Hermannstädter Provinz wegen des Königsrichteramtes von Leschkirch. (Quellen 1880/214, 219)

1500 Leschkirch wird von 35 Wirten, einem Hirten und einem Schulmeister bewohnt. Zwei Höfe sind verödet. Es werden folgende Orte des Leschkircher Stuhls ge­nannt: Alzen, Leschkirch, Ziegenthal, Holzmengen, Hühnerbach, Hochfeld, Marpod, Eulenbach, Sachsen­hausen, Kirchberg, Magarei und Bägendorf. (Berger 1894/56)

1506 Der Leschkircher Stuhl ist mit 2 % Zahlhäusern der kleinste Stuhl der Hermannstädter Provinz. (Quellen 1880/420)

1514 Der Woiwode Johann Zapolya ernennt den Adligen Michael Horwath von Feigendorf zum Protektor des Leschkircher Stuhles, damit er mit starker Hand den vielen Beraubungen, denen der Stuhl ausgesetzt ist, ein Ende macht. Er wird zum Königsrichter gewählt und hat dieses Amt über die nächsten 32 Jahre inne. (Schuller 1887/341, Müller 1941/205)

1530 Markus Pemfflinger berichtet, daß die Stühle Schenk, Reps und Alzen dem König Johann Zapolya Treue ge­schworen haben. (Schuller 1898 UB I 502)

1532 Leschkirch wird von 14 Wirten bewohnt. (Quellen Kr. II/282)

1543 Der Hattert der untergegangenen Gerneide Unterten wird zwischen Leschkirch, Kirchberg und Alzen aufge­teilt. (Teutsch 1921/50, Mangesius 1897/41 f)

1544 wird in Leschkirch die Reformation durchgeführt. (Her­bert 1883/20)

1548 wird Peter Gerendi als Leschkircher Königsrichter ein­gesetzt. (Müller 1941/205)

1560-1561 Der Adlige Georg Gerendi, Sohn des Peter Ge­rendi von Alzen, beansprucht das Königsrichteramt von Leschkirch und läßt es sich vom König unter dem Ti­tel einer „neuen Schenkung“ übertragen. Die Lesch­kircher wählen jedoch Georg Knoll zum Königsrichter. Mit Berufung auf das Andreanum wird die Wahl des Georg Knoll durch die Nationsuniversität bestätigt. (Teutsch 1924 I 25, Teutsch 1921 I 313, Schuller 1887/348)

1586-1574 ist Leonard Kremer aus Hermannstadt Lesch­kircher Königsrichter. (Müller 1941/205)

1574 wird Johann Gerendi von Alzen zum Königsrichter des Leschkircher Stuhls berufen. (Schuller 1887/343)

1580 setzt Johann Gerendi Michael Breckner zu seinem Stellvertreter ein. Dieser ist ein Vorfahre der Familie Brukenthal. (Kbl. 1921/105)

1583 wird Paul Gerendi, der Sohn Georg Gerendis, zum Leschkircher Königsrichter gewählt. Bei dieser Gelegenheit muß er erklären, daß er die Einwohner des Stuhls in ihrem Glauben belassen und dem Bürger­meister und Königsrichter von Hermannstadt gehorsam sein werde. Er muß ausdrücklich anerkennen, daß er das Königsrichteramt nicht auf Grund einer Erbfolge, sondern wegen seiner Verdienste und der seiner Vor­fahren erhalten habe. (Schuller 1887/343)

1588 Fürst Sigismund Bathori befiehlt, daß der in Alzen woh­nende Leschkircher Königsrichter in Leschkirch zu am­tieren habe. (Müller 1941/217)

1589 ln Leschkirch sind 2 Jahrmärkte und ein Wochenmarkt bezeugt. (Müller 1941/22)

1600 Truppen Michael des Tapferen richten im Leschkircher Stuhl Schaden an. (KbI. 1909/38)

1620 entscheidet die Sächsische Nationsuniversität im Streit zwischen Leschkirch und Alzen, daß der Sitz des Stuhls­gerichts in Leschkirch zu sein hat.

1674 Michael Breckner, der Großvater Samuel von Bru­kenthals, wird Königsrichter des Leschkircher Stuhles. (Schuller 1967/18)

1690 Der Leschkircher Stuhl hat große Schulden bei ungari­schen Adligen. (Plattner 1929 Kl)

1695 ln Leschkirch wohnen 32 Wirte und 2 Witwen. 25 Hö­fe sind verlassen. (Zustand 1898/126)

1707 kommen 8.000 Kurutzen in den Leschkircher Stuhl. (Quellen Kr. VI/356)

1712 Michael Breckner, der Vater Samuel von Brukenthals, wird zum Königsrichter gewählt. (Schuller 1967 I/11)

1721 Am 26. Juli wird in Leschkirch Samuel von Brukenthal geboren. (Schuller 1967 I/13)

1724 wird Michael von Brukenthal, der ältere Bruder Sa­muel von Brukenthals, zum Stuhlsrichter in Leschkirch gewählt. (Schuller 1967 I/26)

1773 fährt Kaiser Josef II. durch Leschkirch. (Schuller 1967 I/29)

1800 Ein Brand zerstört 61 Häuser. (Sieb. Bote 1800 Nr. 45)

1901-1903 Auf den Grundmauer der alten Kirchenburg wird ein Gebäude für die Stuhlsbehörden gebaut. (DW 22.10.76)

1927-1930 Bau des evangelischen Gemeindesaals. (Kbl.1931/21)

Alte Kirche (HI. Ladislaus)

Im 13. Jahrhundert wird eine dreischiffige romanische Basi­lika mit Westturm gebaut. (Teutsch 1922 HL/48, Horwath 1936/175)
1494 erhält Leschkirch 10 Gulden Unterstützung aus der Kasse der Stadt und Provinz Hermannstadt für den Kirchbau. (Quellen I/176)
1507, 1509 Leschkirch erhält Unterstützungen für den Kirch­bau. (Quellen I 476, 535)

Die neue Kirche

1799 Für den Neubau von Kirche und Glockenturm wird in Siebenbürgen und dem kaiserlichen Kronländern eine Kollekte durchgeführt. (Information von Hellmut Hochmeister 1956)
1800 Es wird der Beschluß gefaßt, eine neue Kirche zu bauen. Von Carl Steinbach, Kreisingenieur von Fogarasch, wird ein Plan und Kostenvoranschlag erstellt (13 776 fl.) Zwischen den Jahren 1803 und 1806 wird durch den Maurermeister Josef Pfeiffer und dem Zimmermann Johann Georg Rastel aus Neppendorf südlich von der alten Kirche die neue Kirche in Nord-Süd-Orientierung gebaut. Die Kosten betragen 8 950 fl., davon sind 1000 Gulden von Baron Brukenthal geschenkt. (Hochmeister 1956 / 2-6) Der Innenraum der Kirche, 20 x 12 m, ist auf zwei Jochen mit Segelgewölben überspannt, ein drittes Joch, ebenfalls mit Segelgewölbe, bildet den Chor, an den im Norden die kreissegmentförmige Apis anschließt. Links und rechts im Chor sind Logen für die einstigen Stuhlsbeamten. 1807 wird die alte, angeblich baufällige kleine Kirche abgetragen.(…)

Ausstattung

Von einem älteren Altar aus dem 17. Jahrhundert sind in den Logen einzelne Bilder erhalten. (Klima 1960 LA) Der heutige klassizistische Altar hat ein Mittelbild von Franz Neuhauser (1816), es stellt Jesus mit dem Kelch dar. Ein Medaillon unter dem Hauptbild wird 1817 von C. Friedrich Herbert gestiftet. Das ovale Krönungsbild zeigt die Erschaffung der Welt. Das von 4 korinthischen Säulen getragene Gesimse wird von einem klassizistischen Aufbau gekrönt, der Altar ist von zwei Amphoren flankiert. Auf der Rückseite des Altars steht die Jahreszahl 1827. (Inventar 1967) Im Chor der Kirche findet sich ein Gestühl für die Familie Brukenthal. (Schuller 1967 l/15) Die 1825 hergestellte klassizistische Kanzel hat eine Brüstung, die von vier vergoldeten Reliefs geziert wird, zwei biblische Szenen, das Symbol des Dekalogs und das Brukenthalwappen. (Klima 1967) Der klassizistische Taufstein hat einen steinernen Kelch und einen teilweise vergoldeten Holzdeckel. (Inventar 1967) Westlich der Kanzel hängt ein Epitaph zur Erinnerung an den Großvater Samuel von Brukenthals, dem Königsrichter Michael Brekner, es wude nach 1724 angefertigt. (Klima 1960 LA) Orgel. 1678 läßt Michael Breckner für 450 Gulden eine Orgel herstellen. (Schuller 1967 l/9) Die Orgel, die heute in der Kirche steht, wurde 1806 von Samuel Mätz gebaut und besitzt 12 Register; sie hat kein Pedal. (Dressler KR 18. 4. 1975)
Glocken. Die große und mittlere Glocke haben deutsche Inschriften und sind 1926 in Hermannstadt gegossen worden. Die kleine Glocke hat eine lateinische Inschrift und ist 1767 datiert.

 

aus Hermann Fabini, Atlas der siebenbürgischen-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen, Band 1, monuMenta Verlag Hermannstadt und AKSL Heidelberg, 2002, 3. überarbeitete Auflage, S. 430 f.

Orgeldatei der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien: Leschkirch          http://orgeldatei.evang.ro/organ/view/1002

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