Michael Edling


Michael Edling wurde am 20. September 1934 in seinem bäuerlichen Elternhaus in Leschkirch geboren. Da er nicht als ältester Sohn zur Welt kam, war ihm bereits in die Wiege gelegt, dass er nicht den Elternhof erben würde, sondern einen Beruf erlernen musste, so wie es die bäuerliche Tradition damals vorschrieb. Michael Edling erlernte den Beruf des Bauingenieurs und wurde im Straßenbau tätig. Sein Weg führte ihn nach Mediasch, wo er Regina aus Meschen kennenlernte, die seine Ehefrau wurde. Dem jungen Paar wurden ein Sohn und eine Tochter geschenkt, die Familie ließ sich in Mediasch nieder. Die Straße gehörte zu seinem Alltag und so war es für Michael Edling eine Selbstverständlichkeit, immer wieder an den Wochenenden in seinen Heimatort Leschkirch zu reisen, es zog ihn vor allem in Wald und Flur, wo er Vermessungen durchführte, skizzierte und kartierte, oft auch in Begleitung alter Schulfreunde. Die bäuerliche Architektur, die Geschichte eines jeden einzelnen Hofes, vor allem auch der von ihm so oft erwähnten „Herrenhäuser“, die „alten“ Hausnummern, sind nur einige Begriffe, die mir aus vielen interessanten Gesprächen mit ihm in Erinnerung geblieben sind.

Die Kirche und die Leschkircher Kirchenburg hatten es ihm ganz besonders angetan. Eine minutiöse und bis ins kleinste Detail herausgearbeitete Dokumentation der Entwicklung der Leschkircher Kirchenburg seit Entstehung zuerst der alten Basilika mit all den darauf folgenden Bauphasen der Wehrburg über die Jahrhunderte hinweg bis hin zur Fertigstellung 1806 des neuen Gotteshauses kann heute selbst im Internet nachgeschlagen werden, ja sogar einen maßstabgetreuen Nachbau in Holz hat er angefertigt und lange Jahre in der Evangelischen Kirche in Leschkirch ausgestellt. Seine Leschkircher Landsleute, ihre Schicksale, insbesondere derer, die durch Krieg und Deportation in alle Herren Länder verstreut wurden bzw. nicht mehr heimkehrten, hat Michael Edling in kleinen Familienchroniken festgehalten und uns dadurch eine Starthilfe von unschätzbarem Wert in Richtung Ahnenforschung und Genealogie geliefert. Sein größter Wunsch war es, eine Leschkircher Ortsmonographie, auch „Heimatbuch“ genannt, herauszugeben. Darauf hat er sein ganzes Leben hingewirkt, bis ins hohe Alter.

Im Zuge des Massenexodus kam die Familie nach Deutschland und ließ sich vorerst im idyllischen Gelbingen bei Schwäbisch Hall nieder. Hier brachte sich Michael Edling aktiv ins kirchliche und gesellschaftliche Leben ein, stets vor Augen, die Gemeinschaft seiner manchmal doch so „bequemen“ Leschkircher hier in Deutschland zu fördern. Vor allem die sich neu geformte „Leschkircher Liedertafel“ lag ihm sehr am Herzen und so engagierte er sich als „rechte Hand“ des Dirigenten Albert Fröhlich in der Weiterentwicklung des Chores, war maßgeblich an dessen Beitritt zum Schwäbischen Sängerbund als eingetragener Verein beteiligt, dessen Vorsitz er lange Jahre innehatte. Er organisierte Chorseminare und Konzert, was in der Verleihung der „Zelters-Plakette“ durch den Bundespräsidenten seinen krönenden Abschluss fand.

Oft hat er eine gewisse „Trägheit“ seiner Leschkircher beklagt und so rief er im November 1991 die Leschkircher Heimatglocke ins Leben, eine Vereinszeitung, die wir bis heute zweimal jährlich herausgeben. Mit diesem mittlerweile zur Broschüre herangewachsenen Heimatblatt ist es ihm gelungen, die Leschkircher wieder zu einer Gemeinschaft hier in Deutschland zusammenzuführen. Ungeachtet dieser neuen Aufgaben hat er es nicht versäumt, an seinem Lebenswerk, dem Heimatbuch, weiter zu arbeiten, hat Kontakte mit Bibliotheken, Instituten und Geschichtshäusern geknüpft, ebenso Kontakte aufgebaut zu namhaften Persönlichkeiten aus Kultur- und Geschichtsforschung, nicht nur siebenbürgischer Herkunft. Die vielen Anfragen, die uns auch heute noch erreichen, sind Beweis dafür.

Michael Edling war Zeit seines Wirkens bestrebt, die Rollen zu verteilen und vor allem auch jüngere Mitstreiter zu gewinnen. Als mit zunehmendem Alter die Kräfte allmählich zu schwinden begannen, hat er zuerst die Sparte Genealogie und später auch die Ortsmonografie an uns, die Verantwortlichen der HOG Leschkirch e.V., übertragen. Erst bei der Übernahme der unzähligen Aktenordner, prall gefüllt mit Skizzen, Plänen, Dokumenten, Presseartikeln, Bildern und vielem mehr, jedes einzelne akkurat versehen mit handschriftlichen Randnotizen, Fußnoten und Hinweisen, ist uns bewusst geworden, wieviel Arbeit und Herzblut unser Landsmann in sein Lebenswerk eingebracht hat. Dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet und gleichzeitig in der Pflicht, sein Lebenswerk in seinem Sinne weiterzuführen und zur Vollendung zu bringen.

Wir verlieren mit Michael Edling einen sehr wertvollen Menschen und Landsmann. Michael Edling hat sich um seinen Heimatort Leschkirch verdient gemacht. Die HOG Leschkirch und alle Leschkircher und Leschkircherinnen werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren.

Walter-Andreas Theiss

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