Kleine musikalische Kostbarkeiten in einer großen Stadt


Der Jenenser Kirchenmusikdirektor Horst Fröhlich scheidet aus dem Dienst aus.
Er „diente, begleitete, erfreute und beschenkte jahrzehntelang“ die Menschen in Jena und über die Grenzen Thüringens hinaus an seiner Orgel. Beim Einsehen der uns vorliegenden Programmhefte kommen wir ins Staunen über die Vielzahl der Konzerte, Vespern, geistlichen Chorgesängen, die der in Leschkirch in Siebenbürgen geborene Horst Fröhlich alljährlich bestritten hat. Die unzähligen Probestunden an der Orgel und mit den Kantoreichören der Evangelischen Friedenskirche in Jena ergeben eine immense Summe an Arbeitszeit. Man darf zu Recht fragen, woher Fröhlich die Kraft und Energie schöpfte, um Woche für Woche ein solches Riesenpensum zu bewältigen? Darauf kann es nur eine Antwort geben: „Seine guten Anlagen, Begeisterung und Freude für und an der Musik!“ “Jedem Gottesdienstbesucher prägt sich Sonntag für Sonntag seine Person durch seinen flotten, aufrechten Gang und sein lächelndes Antlitz ein, wenn er, von der Sakristei kommend, zur Orgelempore eilt“, heißt es in einem Schreiben des Sprengelrates. Die musikalischen Vespern (inzwischen sind es 1300) sind,“kleine Kostbarkeiten im Musik – und Gemeindeleben einer großen Stadt “(..Glaube und Heimat“. 9. August 1987). Höhepunkte bildeten die Kirchenkonzerte.
Zur Aufführung gelangten Werke großer Komponisten wie Bach (Vater und Söhne), Schütz, Mozart, Mendelssohn, Reger, Distler, Händel, Haydn, um nur einige zu nennen. Die Wiedergabe bedeutender Werke gestaltete der Siebenbürger in Zusammenarbeit mit Chören aus Rudolstadt, Gera, Weimar und Arnstadt, so Bachs „.Matthäus-Passion“, sein, “Weihnachts – Oratorium“ oder die Motette ,“Lobet den Herrn, alle Heiden“, die Messe in C-dur von Beethoven, die ,“Hamonie-Messe“ von Haydn u.a.m. Erwähnenswert sind auch die Andachten, ökumenischen Gedenkfeiern, die geistlichen Chor- und Abendmusiken.
Die Zeitungen nennen seinen Kinderchor, “Fröhlichs Kantorei“, „Fröhlichs fröhliche Musikanten“ und ihren Leiter einen Kirchenmusiker als Kindergärtner. Wer ist dieser begeisterte und begeisternde Musiker?
Geboren am 9. Oktober 1933 in Leschkirch, als drittes von sieben Geschwistern (eines starb im Kindesalter) des Prediger-Lehrerehepaares Johann Fröhlich und Grete, geborene Folberth, aufgewachsen im Pfarrhaus zu Freck, dann in Kronstadt und Schäßburg, Schulstation war zwischendurch auch Hermannstadt.
1951 siedelte die Familie zum Vater nach Thüringen aus, der dort nach der Rußlanddeportation eine Pfarrstelle gefunden hatte. Siebzehnjährig wurde Horst Fröhlich erstmals Klavierunterricht erteilt, und nach zweijährigem intensiven Üben studierte er von 1953 bis 1958 Kirchenmusik an der FranzLiszt- Hochschule zu Weimar. Die Professoren Johannes- Ernst Köhler, Johann Cilensek und Erhard Mauersherger gehörten zu seinen Lehrern. Seit 1958 übte er das Amt des Kantors und Organisten an der Jenaer Friedenskirche aus. 1971 wurde ihm vom Landeskirchenamt der Titel eines Kirchenmusikdirektors (KMD) verliehen. Mit Erfüllung seines 65. Lebensjahres scheidet Fröhlich, “zum Reformationsfest aus seinem über 40jährigen Dienst an der Friedenskirche“ aus.
Wir wünschen, er möge die Notenmappe nicht zuklappen, öfter noch in die Orgeltasten greifen und musikliebende Menschen weiter beschenken. Dazu sei ihm Gesundheit und Gottes Segen geschenkt.

Oktober, 1998

von Thomas Edling


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