Kurt Mild – einer der herausragendsten und bedeutendsten Musiker Siebenbürgens


Am 19. November ist einer der herausragends­ten und bedeutendsten Musiker Siebenbürgens, der in Siebenbürgen und Rumänien nicht nur in Fachkreisen bekannte, hochgeschätzte und verehrte Organist, Cembalist, Chorleiter und Diri­gent Kurt Mild in einem Pflegeheim in Holle im Alter von fast 95 Jahren gestorben.

Er war 1970 als Sechsundfünfzigjähriger aus Klausenburg (Siebenbürgen) nach Deutschland ausgesiedelt und konnte in Koblenz noch etwa 17 Jahre lang eine ersprießliche Tätigkeit als Opernchorleiter, Kirchenchorleiter und Organist entfalten. Seit 1984 im Ruhestand, zog er sich nach Hillscheid zurück, konzertierte noch eine Zeit lang mit seiner Kantorei in Koblenz-Lay und widmete sich musikwissenschaftlich dem Werk Johann Sebas­tian Bachs. Nur 1989 übernahm er noch ein Gastdirigat in Las Vegas, wo er ein Konzert der Youth Camerata leitete, und 1991, ein Jahr nach der politischen Wende in Rumänien – bis dahin waren sein Name, seine siebenbürgische Wirkungsgeschichte und seine Tonaufnahmen wegen seiner Auswanderung in dem kommunistischen Land Tabu gewesen –, dirigierte er ein Festkon­zert in Klausenburg. Die Klausenburger Musik­akademie verlieh ihm 1997 den Titel eines Doc­tor honoris causa, vier Jahre zuvor war er zum Ehrenbürger der Stadt gewählt worden. Seit 1999 lebte er im Hause seines Sohnes Rolf Mild in Seesen-Mechtshausen.

Mild hat im Laufe seiner Karriere nicht nur unzählige, erfolgreiche und oft neue Maßstäbe setzende Konzerte als Solist, musikalischer Lei­ter, Dirigent und Kammermusikpartner bestritten, er hat prägend und in die Zukunft gewirkt, hat als Erster neue, in Siebenbürgen und Rumä­nien noch unbekannte Erkenntnisse, Prinzipien und Gesetze in der Aufführungspraxis der Ba­rockmusik, insonderheit der von Johann Sebas­tian Bach, vermittelt und damit eine Lücke in der musikalischen Interpretation geschlossen, hat einen ethischen und verantwortungsvollen Um­gang mit dem musikalischen Kunstwerk gefordert und vorgelebt, die von ihm gegründeten Ensembles und Einrichtungen wie auch er selbst waren zur Institution geworden.

Mit Andreas Nikolaus (1879-1948), Georg Bach­ner (1891-1959), Karl Theil (1898-1980), Richard Oschanitzky (1901-1971), Otto Eisen­burger (1908-1989), Carl Gorvin-Glückselig (1912-1991), Norbert Petri (1912-1978) und Adolf Hartmut Gärtner (*1916) gehörte Kurt Mild in die Reihe jener in leitenden Funktionen tätigen siebenbürgischen Musiker, die in den zwanziger bzw. dreißiger Jah­ren des vorigen Jahr­hunderts begonnen hatten, das Musikleben Sie­benbürgens aus eigenen Kräften weiterzuent­wickeln. Kaum hatten sie ihr Werk in Gang gebracht, mussten sie aber erleben, wie das eigenständige siebenbürgische Musikleben durch Krieg und Kriegsfolgen zusammenbrach. Einige sahen sich vorher schon gezwungen, das Land zu verlassen, oder scheuten sich, in das kommunistische Nachkriegsrumänien zurückzukehren.

Mild trachtete noch während des Kriegs zwischen und nach Auf­enthalten und Konzertaktivi­täten in Deutschland seine Tätigkeiten in Sieben­bürgen fortzusetzen. Nach dem Krieg musste er die politische und gesellschaftliche Situation in Rumänien mit Repressalien, Verfolgung und existentieller Be­drohung, ideologischem Zwang, Unfreiheit, Be­hinderungen, Überwachung und ethnischer Diskriminierung über sich ergehen lassen, konnte dann aber doch im neuen Musik­geschehen Rumäniens Fuß fassen und sich schließlich in Grenzen und ohne sich politisch einspannen zu lassen etablieren. […]

 

Text von Karl Teutsch auf siebenbuerger.de (Stand 14. Dezember 2008).
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