Guido von Putkowski: „Beamter von niewankendem Pflichtgefühl“
Guido von Putkowski wurde am 25. Januar 1858 – vor 150 Jahren – in Broos als Sohn des Finanzkonzipisten der k.k. Finanz-Bezirks-Direktion Broos, Johann Putkowski, geboren.
Am Pfingstsonntag, dem 5. Juni 1938, ist Guido von Putkowski im 81. Lebensjahr „durch den Tod aus unseren Reihen gerissen worden, dessen Charakter eine ungewöhnliche Ausgeglichenheit geistiger und gemütlicher Vorzüge aufwies. Er war ein umsichtiger, sein Arbeitsgebiet bis in alle Einzelheiten beherrschender Beamter von niewankendem Pflichtgefühl (…). Wer ihn kannte, verehrte in ihm eine Verkörperung edler Menschlichkeit. Bezeichnend für seine geistigen Anlagen war der Umstand, daß er, ohne juristische Studien getrieben zu haben, über vier Jahrzehnte lang (1880-1922) als Verwaltungsbeamter tätig sein konnte, nachdem er rasch zu dem wichtigen Posten eines Leschkircher Oberstuhlrichter (Hermannstädter Komitat) aufgestiegen war.“
Guido von Putkowski wurde am 25. Januar 1858 – vor 150 Jahren – in Broos als Sohn des Finanzkonzipisten der k.k. Finanz-Bezirks-Direktion Broos, Johann Putkowski, geboren. Nach Schulbesuch und militärischer Dienstzeit trat er in den Verwaltungsdienst des Hermannstädter Komitates ein: Stuhlrichteramtsadjunkt, Komitatshonorar-Vizenotär, Obergespan-Sekretär und schließlich 1907 in das Leschkircher Stuhlrichteramt berufen. Hier erwarb sich Putkowski in allen sächsischen und rumänischen Dörfern des Bezirkes rasch Achtung und Sympathien der Bevölkerung. Auch die ungarische Obrigkeit hatte großes Vertrauen in ihren „Szolgabiró“.
Außerdienstlich engagierte sich Putkowski beim Leschkircher Landwirtschaftlichen Bezirksverein, zu dessen Vorsteher er in den Jahren 1909-1919 gewählt worden war, und organisierte regelmäßig in den Ortsvereinen Vorträge zu aktuellen Themen wie: Ackerbau, Fruchtfolge, Saatgut, Wiesenpflege, Tierzucht, Bienenzucht u. a. Selbst hat Putkowski, anlässlich der Jahresversammlung am 25. März 1911 in Marpod, einen Vortrag zur Alkoholfrage gehalten (Original im HOG-Archiv).
Bzgl. des von der Forst-FH Temeschburg erarbeiteten Projekts zur Anpflanzung eines Kiefernwaldes hatte sich Putkowski, ein Freund der Natur, 1879 Gründungsmitglied des Hermannstädter Verschönerungsvereines, 1908 eingesetzt, die „Erholung und Naturschutzfunktion“ zu berücksichtigen und entlang der Kieferngrenze eine drei Meter breite Allee, abgegrenzt mit Gleditschen, anzulegen. Putkowski hatte auch 14 Landwirte zu einem Mühlenneubau in Leschkirch angeregt und ihnen beigestanden, die Finanzierung zu regeln sowie die Liefer- und Montagefirma vertraglich zu verpflichten. Somit konnten ab 1912 die Ortsbewohner ihren Weizen, Mais und Gerste in der neuen Mühle (Gebbelsgasse Nr. 142) mahlen lassen.
Putkowski beschäftigten die Probleme junger Bauernfamilien beim Ackerkauf. 1911 lud er den Mediascher Gymnasiallehrer Michael Englisch ein, über die Notwendigkeit der Gründung eines Bodenschutzvereines vorzutragen. Dieser berichtete: „Ich habe keinen schöneren Augenblick in meinem Leben gehabt als in Leschkirch, wo nach meinem Vortrage Männer und Frauen, Jünglinge und Mädchen – 86 an der Zahl – vortraten und sich als Mitglied zum Vereine meldeten, wo die Führer der Gemeinde beschlossen: wir wollen heute mit allen Mitteln dawider kämpfen, daß noch ein Joch Grund in fremde Hände kommt!“
Unterhaltsam und belehrend ist das „Fremdenbuch“ der Familie Guido und Josefine Putkowski mit Tochter Selma (Sohn Hans war beim Medizinstudium in Budapest). Man erfährt, wie die sich verabschiedenden den kommenden Gästen die Türklinke reichen; Jugendliche aus Pfarrer- und Beamtenfamilien Fräulein Selma besuchen, sich unterhalten, einige Male ein Theaterstück einstudieren und der Dorfjugend vorführen.
Mit Ausbruch des Weltkrieges 1914 kamen sogleich andere Aufgaben auf die Gemeinschaft zu. Nun war der Frauenverein gefordert, auch die Aufgaben der Männer wahrzunehmen. Den Appell des Staates an die Hausmütter, Bett- und Leibwäsche, Handtücher, Seife und Lebensmittel für die Krankenhäuser zu sammeln, koordinierte in allen Gemeinden Oberstuhlrichter Putkowski. Dies wiederholte sich auch im August 1916 nach dem Einmarsch rumänischer Truppenverbände nach Siebenbürgen. Es wurde auf der ev. Schule in Leschkirch die weiße Fahne gehisst und ein Lazarett eingerichtet, wieder mit Sammlungen des und Betreuung durch den Frauenverein. Vor Kriegsende wurde Oberstuhlrichter Putkowski „als sichtbare Anerkennung das Verdienstkreuz für Zivildienste und das Ehrenzeichen 2. Klasse vom Roten Kreuz mit der Krone verliehen“.
Guido von Putkowski wurde 1919 von rumänischen Beamten aus seinem Amt abgelöst. Die Familie zog wieder nach Hermannstadt um, wo er bis 1922 in der Leitung des Hermannstädter Gewerbevereins tätig war und dann in den wohlverdienten Ruhestand wechselte.