Kurze Geschichte der Marktgemeinde Leschkirch


Die Gemeinde Leschkirch liegt im mittleren Harbachtal, bei fast gleicher Entfernung zwischen den Städten Hermannstadt und Agnetheln.
Die historische Vergangenheit der Dörfer, die heute die Gemeinde bilden (Leschkirch, Holzmengen, Hochfeld, Ziegenthal und Untergesäß) beginnt früh vor 4500-5000 Jahren. Belege dafür sind Objekte aus neolithischer Zeit, gefunden auf den Hatterten der Dörfer Ziegenthal und Untergesäß bei archäologischen Grabungen des Brukenthal-Museums. Bei diesen Ausgrabungen konnte die Kontinuität der Daker und Dako-Romanen festgestellt werden. Die ersten schriftlichen Informationen aus dem Mittelalter belegen die Existenz der Dörfer dieser Gemeinden. Die Dokumente obiger Belege sind im Zusammenhang mit der Ansiedlung der Sachsen und Szekler von den ungarischen Königen, Besitzer Siebenbürgens, ausgestellt worden. In diese Gegend, in der eine kleine Anzahl Rumänen lebten, sind die Sachsen angesiedelt worden. Der erste belegte Ort war Leschkirch, im Jahr 1263 als „Terra Nogrech“ (Land, sumpfiges Gelände mit Schilf). Im Laufe der folgenden 600 Jahren wird es in Urkunden unterschiedlich genannt: Leschkirch oder ung. Ujegyhaz.
Ab 1850 wird es immer öfters „Nocrig“ genannt; wahrscheinlich weil 1803-1806 eine „Neue Kirche“ gebaut worden war. Der Ortsnamem des Dorfes Holzmengen hat sich weniger geändert: 1317 von Holzmenia in Holzmann. Der Ortsname kommt von den Gründern des Dorfes, die verschiedene Ortschaften mit Holz, darunter auch Hermannstadt belieferten. Untergesäß wird urkundlich 1319 unter „possessio Zeech“ genannt. Über 400 Jahre war es der adligen Familie Gerendy – verwandt mit vielen Fürsten Siebenbürgens – untertänig. Erstmals wurde Hochfeld „Altus Campus“ (Hohes Feld) 1332 genannt. Laut Überlieferung war das Dorf auf einer Bergebene gelegen. Später erst ist es unten ins Tal verlegt worden.
Ziegenthal wird erstmals 1350 „Chekendal“ genannt und erst 1854 als Ziegenthal (Tal der Ziegen) erwähnt. Nach dem Historiker C. Dragan ist urkundlich erstmals „Valle Siculorum“ (Tal der Szekler) genannt worden. Das heißt, daß bei den ostwärts gewandten Eroberungszügen der Ungarn in Siebenbürgen, sie die hörigen Szekler erstmals in Bihor, dann in die Täler des Mieresch, der Kokel (und Harbach?) und schließlich in das Gebiet der Ostkarpaten angesiedelten.
Administrativ war Leschkirch das Zentrum eines Stuhlamtes, dem 13 Dörfer unterstanden. In den Jahren 1456-1588 wurde das Stuhlamt öfters nach Alzen (1456, 1492, 1574, 1579, 1588) verlegt. In Leschkirch hatte ein Königsrichter das Recht, Adlige zum Tode durch Enthauptung mit dem Säbel zu verurteilen, sowie das einfache Volk durch Aufhängen zu bestrafen.
In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen war Leschkirch Sitz des Bezirkes (plasa), in dem 1922 16.173 Einwohner lebten, darunter 9699 Rumänen, 5107 Deutsche, 326 Ungarn, 1009 andere Nationalitäten und 32 Juden. In diesen Jahren besaßen alle Dörfer administrative Eigenständigkeit mit Hann (Bürgermeister), Notär und andere Funktionen. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstanden der Gemeinde Leschkirch die Dörfer Ziegenthal und Untergesäß. Holzmengen war eigenständig und Hochfeld gehörte dazu. Ab 1968 wurde Holzmengen und Hochfeld Leschkirch zugeteilt. Zwischen 1983 und 1990 gehörte Marpod und Eulenbach ebenfalls zu Leschkirch; am 10. Jan. 1990 schieden Marpod und Eulenbach wieder aus.
In den zu Leschkirch gehörenden Dörfern befinden sich bedeutende historische Denkmäler wie: Die Kirchenburg in Holzmengen, die orthodoxen Kirchen mit wertvollen Malereien der Brüder Grecu in Hochfeld und Ziegenthal, die Wehrtürme von Leschkirch, die orthodoxe Kirche von Leschkirch – unlängst bemalt -, das Dorfmuseum von Hochfeld, etc.. Aber der größte Reichtum der Gemeinde wurde und wird von den Menschen dargestellt. Erwähnen wollen wir einige der Persönlichkeiten von lokaler, nationaler und sogar internationaler Berühmtheit:

  1. Samuel von Brukenthal (1721-1803), in Leschkirch geboren, war 1777-1787, unter Kaiserin Maria Theresia, Gubernator von Siebenbürgen.
  2. August Treboniu Laurian (1810-1881), in Hochfeld geboren, Sekretär der Rumänischen Akademie (Bukarest 1866) war Historiker, Philologe, Publizist und bedeutende Persönlichkeit der 1848/49er Revolution.
  3. Daniel Cordescu (1843-1903), in Hochfeld geboren, war Bankier im Altreich und Gründer der Hochfelder „Concordia“ Bank und des Lyzeums „Lumina“ in Bukarest.
  4. Teodor Aaron (1803-1859), in Ziegenthal geboren, Theologe, hat aber die Funktion eines Zensors und Revisor aller rumänischen Druckereien Siebenbürgens ausgeübt. Er war auch Wortführer der „Scoala Ardeleana“, die sich mit der rumänischen Geschichte beschäftigte.
  5. Alexandru Augustin, in Untergesäß geboren, General-Arzt, war als Präsident des Rumänischen Roten Kreuzes und als Mitglied der Internationalen Rot-Kreuz-Organisation tätig.

Wir könnten noch andere Persönlichkeiten nennen; wir hoffen, daß wir in den folgenden Jahren die Gelegenheit haben werden, dies ausführlich nachzuholen. Unsere Pflicht als Bewohner Leschkirchs ist es, unsere Persönlichkeiten zu ehren, und uns zu bemühen so zu leben, um stolz auf uns selbst sein zu können!


von Prof. Achim Mihulet
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