Leschkircher Blaskapelle


Gleich den Städten (Hermannstadt, Kronstadt) gestalten in den vergangenen Jahrhunderten auch Bläser, gemeinsam mit dem Kantor und Diskantisten, die Gottesdienste in siebenbürgischen Dörfern mit. Zudem begleiteten sie die Leichenzüge mit Trauermusik und sangen am Grab – meist vierstimmig – entsprechende Lieder. Als Schöpfer der in Musik gesetzten „sonn- und festtäglichen Andachten“ (vertonte Bibelsprüche/Dictum) gilt der ehemalige Hermannstädter Prediger, dann Holzmengener evangelische Pfarrer Johannes Sartorius (gestorben 1765).

Dr. Michael Kroner schrieb 1975: „Blaskapellen, so wie wir sie heute kennen, bildeten sich in Stadt und Land erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts.“ Für Leschkirch ist kein Gründungsprotokoll auffindbar, allerdings konnte anhand von zwei Texten das Gründungsjahr ermittelt werden. Einem Text an der Banklehne in der evangelischen Kirche 1924 sowie dem Lebenslauf eines ehemaligen Landwirten entnehmen wir: „Martin Müller (1845-1923), der 55 Jahre dem Musikchor treu gedient hat“ und die „alten Bläser“ wurden zu Pfingsten 1920 von Johann Kraus (1902-1992) und anderen Jugendlichen, die ab 1918 im Notenlesen und Blasen unterrichtet worden waren, abgelöst.

Es waren neun Jugendliche, die der junge „Conrector“ und nachmalige Prediger Johann Müller (1839-1922) im Jahr 1865 (nicht 1868, wie angenommen) um sich scharte und 24 Jahre hindurch anleitete. Den Anstoß dazu soll der damalige Pfarrer von Alzen, Johann Michaelis (1813-1877), gegeben haben. Am 23. Oktober 1887 vereinigte sich diese Bläsergruppe mit der um 1880 gegründeten jüngeren Gruppe („Partie- Gesellschaft A und B“, das Protokoll ist im Original vorhanden) zur „Leschkircher Feuerwehr-Musikkapelle“.

Im Laufe der Jahrzehnte lösten immer wieder junge Bläser die Älteren ab, gestalteten kulturelle Aktivitäten mit, spielten der Jugend zum Tanze auf und geleiteten die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg. In den kommunistischen Jahren nahmen die Adjuvanten wiederholt an Kulturwettbewerben teil und erzielten mehrmals einen der ersten Plätze. 1960 gründeten einige Bläser eine Unterhaltungskapelle (Band), die bei Hochzeiten und Tanz „modernere“ Melodien bot.

Die massive Aussiedlung nach 1989 hatte auch das Aus aller gewachsenen Gemeinschaftsstrukturen (Nachbarschaften, Vereine, usw.) zur Folge. Keine Ausnahme machten die Adjuvanten, die rund 125 Jahre, neben der Chortätigkeit die Musiktraditionen gepflegt und das Gemeinschaftsleben der Leschkircher Sachsen „von der Wiege bis zum Grabe“ begleitet hatten.

Text von Michael Edling auf siebenbürger.de (Stand 18. April 2008)

 

Die Leschkircher Blaskapelle nach dem 2. Weltkrieg bis zur Aussiedlung 1989

Während des 2. Weltkrieges hatte sich die Leschkircher Blaskapelle aufgelöst.
Nach Kriegsende und nach der Russland-Deportation hatten die Bläser wieder zusammengefunden. Es wurden noch junge Bläser eingelernt sodass es eine ca. 20 Mann starke Blaskapelle gab.
Im laufe der Jahre wurden dann immer wieder junge Männer eingelernt, weil ältere Musikanten altersbedingt ausscheiden mussten.

1960 gründeten 5 Musikanten eine Band („Schrammel“), die auf Hochzeiten und zum Tanz spielte – damals ohne Verstärker und Elektronik. 1963 trat ich auch als Akkordeon-Spieler dieser „Schrammel“ bei.
1968 löste sich die Formation dann wieder auf, weil ich das Orgelspielen in unserer Kirche übernahm.
Um den Nachwuchs in unserer Blaskapelle zu gewährleisten, wurde 1975 eine Kinderblaskapelle gegründet; 13 Kinder ab der 5. Klasse probten 1 bis 2 mal wöchentlich bei uns zu Hause in der Neugasse. Nach 1 ½ Jahren fleißigen Übens konnten diese Kinder, bei voll besetztem Saal, bei unserem Herbstkonzert, 3 Musikstücke spielen.
Von diesen Jungen kamen dann, einige Jahre später, welche zu uns älteren Musikanten hinzu.
1979 wurde mit einigen der inzwischen erwachsenen Musikanten eine Band (die „Amigos“) gegründet, die sich erst nach etlichen Jahren, wegen der Auswanderung, auflöste.
Ab dem Jahr 1980 nahm die deutsche Bevölkerung stark ab. Immer wieder reisten auch leschkircher Familien in die BRD aus – so auch Mitglieder aus unserer Blaskapelle. Die massive Aussiedlung 1989 brachte dann das Aus für unsere Blaskapelle.

Das Wichtigste in all diesen Jahren (1945 bis 1989) war für uns unsere Kirchengemeinde, Kirche und Nachbarschaft.
Alle Beerdigungen wurden von uns musikalisch umrahmt mit Chorälen, Trauermärschen und Gesang in der Kirche und auf dem Friedhof. Wir spielten an Heilig Abend auf dem Kirchturm, zum Jahreswechsel und es gab jährlich ein Konzert mit anschließendem Tanz.
Wir nahmen Teil an Kulturwettbewerben (z.B.: „Cântarea României“ ) sowie an verschiedenen Festen in unserer Gemeinde.

Zum Schluss möchte ich an eine Person erinnern die in Leschkirch, was Musik und christlicher Glaube betrifft, sehr viel getan hat. Es ist unsere Leschkircherin Frau Plißnig.
Sie hat vielen Leschirchern das Notenlesen beigebracht, gab Klavierunterricht und hat viele Jahre den Kirchenchor geleitet (bis 1967). Den christlichen Glauben hat sie uns vorgelebt. Sie konnte jederzeit das Wenige das sie hatte mit noch Ärmeren teilen. Frau Plißnig haben wir Leschkircher viel zu verdanken.

Text von Friedrich Kraus
© Copyright 2011 leschkirch nocrich im dialog - Impressum