Über den Bau des Leschkircher Gemeindehauses


Kirchliches Gemeindehaus in Leschkirch.
Sonntag, den 28. Dezember 1930 feierte die Kirchengemeinde in Leschkirch die Einweihung ihres „Saales“, das Ergebnis zehnjähriger treuer Arbeit und beispielgebender Opferwilligkeit. Noch im Jahre 1920 begann die Leschkircher Jugend unter den begeisternden Führung eines ihrer Lehrer für eine Saalkassa zu arbeiten, indem sie den Schulgarten in Bearbeitung nahm und das Erträgnis der Kassa zuführte, das Mähen der Wiesen für Andere übernahm, Holzsägen besorgte und mit Wochenbeiträgen von 50 Lei von jedem Burschen und einem Hühnerei von jedem Mädchen die Kassa stärkte. Als dann nach zwei Jahren die Dachziegeln durch die Jugend bestellt wurden, erkannten die Führer der Gemeinde und die kirchlichen Körperschaften den Ernst des jugendlichen Wollens und stellten sich willig in den Dienst des großen Planes. Im Jahre 1923 begann man mit dem Brennen der Mauerziegeln, wozu nach den Schulstunden 50 – 60 Schulkinder zur Ziegelbrennerei auszogen, wohin jeder Wirt eine halbe Klafter Brennholz zuführte. Einige haben das Holz gekauft. Vom Jahre 1924 an bis 1929 – also sechs Jahre hindurch – unterwarf sich die Gemeinde freiwillig der Abgabe des Zwanzigsten nach der Haferfechtung, dann auch nach Kornertrag und Gerste und zuletzt von allen Feldfrüchten mit Ausnahme des Maises. Im Jahre 1926 wurde der Plan des Hermannstädter Architekten Armin Müller zur Ausführung angenommen und 1927 der Grundstein gelegt. In der Bauzeit sah man täglich 20 – 30 jüngere und ältere Männer unermüdlich Handlangerdienste leisten und mit ihren Fahrzeugen Steine und Ziegel zuführen. Die Steine mußten aus dem 18 km entfernten Sachsenhausen oft in schwerer Nachtfahrt herbeigeschft werden. Aber der Opfersinn der Gemeinde erlahmte nicht. Als der Rohbau fertigstand, war die Kassa bis auf den Grund erschöpft. Aber die landeskirchliche Pensionsanstalt und die „Sebsthilfe“ sprangen angesichts der Tatkraft dieser Gemeinde mit Darlehen bei. So wurde in dieser Zeit der allgemeinen wirtschaftlichen Krise ein Bau geschaffen, der an Bargeld rund 1,300.000 Lei und an Fuhren und Arbeitstagen etwa 400.000 Lei gekostet hat. Mit Stolz konnten am Tage der Einweihung die Leschkircher auf ihr Werk sehen und man konnte die festliche Stimmung, die Jung und Alt ergriffen hatte, wohl verstehen. Nach dem sonntäglichen Gottesdienst, an dem die Gemeinde und viele Freunde aus Hermannstadt teilnahmen, sprach Bezirksdechand Kästner unter freiem Himmel das Weihegebet, worauf Architekt Müller die Schlüssel des Gemeindehauses an den Kirchenkurator übergab und die Festgemeinde durch die geöffnete Pforte in den sehr gelungenen Saal strömte. Mit gutem Beispiel schreitet Leschkirch auch in der Hinsicht voran, daß ein gemeinsames Festessen, dem Ernste der Zeit Rechnung tragend entfiel. Der Nachmittag vereinte nochmals Jung und Alt im neuen Saal zu gehaltvollen Ansprachen – darunter die zehnjährige leid- und freudvolle Geschichte des Baues durch Rektor Klein, dessen verdienstvollen Anreger -, zu musikalischen und deklamatorischen Vorführungen und der Abend zu einer gelungenen Theateraufführung. Niemand konnte sich des Eindruckes erwehren: hier geht es aufwärts.

 

Kirchliche Blätter 1931/32

 

Nach 1945 wurde das sächsische Gemeindehaus verstaatlicht. Seine Rückerstattung  an die evangelische Kirche in Hermannstadt nach dem Jahre 2007 ermöglichte eine Absprache, wodurch das Gemeindehaus zu günstigen Konditionen der aktuellen politischen Gemeinde verkauft werden konnte.

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