Unseren Toten

 

…„Zwei Dinge muss man von Toten Wissen: was sie gelitten und was sie geträumt haben. Dieses Wissen stiftet Heimat. Heimat ist der Ort der gehäuften Erinnerung. Zu dieser Erinnerung gehört alles, was den Toten angetan und vorenthalten wurde. Es gilt beides: Heimat ist der Ort der Erinnerung an die Toten, und die Erinnerung an die Toten stellt Heimat her. Zuhause ist man in Räumen, die man sich bekannt gemacht hat. Zu dieser Heimatkunde gehört das Gedächtnis der Toten. Es lässt sich in einem Land besser wohnen, in dem man die Zusammenhänge von Lebenden und Toten kennt. Heimat ist also nicht der Ort der ungetrübten Harmonie. Es ist der Ort der Erinnerung an Lebensgelingen und Lebensverlust, der Ort an dem die Toten einen Namen haben.

… Die Erinnerung an die Toten beheimatet uns. Wir haben uns das Leben nicht selbst gegeben. In unser Leben ist hineingestrickt all die Zuneigung und Zärtlichkeit der Menschen, derer wir uns erinnern. Wir müssen nicht anfangen mit dem Leben und Erste sein. Es ist uns die Last abgenommen, Original zu sein, und wir essen von dem Brot, das andere für uns gebacken haben“.

(Fulbert Stefensky, Fürsorge für die Seele, Die sieben Werke der Barmherzigkeit, Teil 7: Tote begraben. Frau und Mutter, 07. 08 I 13 kfd)

Fotos Oben: Leschkirch 1926. Feierlichkeiten zum Empfang der neuen Glocken. Mitte: Altar der Ev. Kirche. Unten: Blick vom Friedhof auf das Dorf.

 

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